Die Gold-Silber-Ratio drückt das Verhältnis des Silberpreises zum Goldpreis aus. Sie lässt sich nutzen, um relative Über- und Unterbewertungen zu erkennen und eine sinnvolle Gewichtung der beiden Edelmetalle vorzunehmen. Die Ratio ist alleine jedoch nicht geeignet, um Kauf- oder Verkaufssignale zu generieren.
Die Gold-Silber-Ratio ist das Ergebnis einer einfachen Rechnung: Goldpreis / Silberpreis. Das Ergebnis ist die Anzahl der Feinunzen Silber, die dem Wert einer Feinunze Gold entspricht. Je höher die Zahl, desto günstiger ist Silber relativ zu Gold. Je niedriger die Zahl, desto teurer ist Silber relativ zu Gold.
Goldpreis/oz | Silberpreis/oz | Gold-Silber-Ratio |
---|---|---|
1500 | 15 | 100 |
1500 | 25 | 60 |
1500 | 35 | 42,9 |
1500 | 45 | 33,3 |
Beim Blick auf einen langfristigen Chart bietet sich eine Ratio von 80 als Grenze für die relative Unterbewertung von Silber beziehungsweise Überbewertung von Gold an. Nur während kurzer Zeitspannen im Betrachtungszeitraum von 1973 bis heute lag die Gold-Silber-Ratio über 80. Die Botschaft lautet hier: Gold eher geringer gewichten, Silber eher stärker gewichten.
Fällt die Gold-Silber-Ratio auf einen Wert unter 40, stellt das eine deutliche Abweichung vom historischen Durchschnitt nach unten dar. Wer jetzt sein Edelmetalldepot aufstocken möchte, sollte eher zu Gold greifen und weniger Silber kaufen.
Ein einfaches und bewährtes Konzept bei der Geldanlage in Edelmetalle ist die regelmäßige Investition konstanter Geldbeträge über einen langen Zeitraum. Bei diesem Vorgehen wird der sogenannte Cost Average Effekt oder Durchschnittskosteneffekt wirksam. Durch diesen Effekt erhält der Anleger zu Zeiten günstiger Preise mehr Edelmetall und kauft zu Zeiten höherer Preise weniger.
Dieses Konzept lässt sich sehr gut mit der Gold-Silber-Ratio kombinieren. DIe Höhe der Ratio entscheidet dann über die Verteilung des konstanten Gesamtbetrags auf die beiden Edelmetalle, nicht aber über die Investition als solche. Diese wird immer in regelmäßigen Abständen getätigt.
Wer als Anleger nicht nach dem Prinzip des Durschnittskosteneffekts vorgeht, kann versuchen, günstige Zeitpunkte für den Kauf oder Verkauf von Gold und Silber zu ermitteln. Das ist alleine mithilfe der Gold-Silber-Ratio nicht möglich. DIe Ratio trifft keine Aussage über den Goldpreis oder SIlberpreis als solche, sondern nur über das Verhältnis der beiden.
Überschreitet die Ratio zum Beispiel den Wert von 80, ist ein Rückgang nicht nur durch einen steigenden Silberpreis möglich. Der Silberpreis kann auch fallen. Wenn der Goldpreis stärker fällt, genügt das, um die Ratio wieder unter 80 zu drücken. Ein Beispiel:
Der Goldpreis liegt bei 1500 Euro und der Silberpreis bei 18 Euro. Die Gold-Silber-Ratio liegt entsprechend bei 1500/18 = 83,3. Nun fällt der Silberpreis auf 17 Euro und der Goldpreis auf 1300 Euro. Der Rückgang des Goldpreises ist also stärker. In der Folge sinkt die Gold-Silber-Ratio auf 1300/17 = 76,5.
Sinnvoll lässt sich die Gold-Silber-Ratio jedoch als bestätigendes Signal nutzen. Weisen die Chartanalyse und Silberpreisprognosen der Banken auf einen steigenden Silberpreis hin, kann eine hohe Ratio über 80 als zusätzliche Bekräftigung einer Kaufentscheidung dienen.
Anleger müssen sich jedoch immer bewusst sein, dass es eine Sicherheit steigender Preise auf kurz- bis mittelfristiger Basis bei Edelmetallen nicht gibt. Nur der langfristige Werterhalt lässt sich beim Besitz von Gold und Silber auf Basis der historischen Erfahrung mit einiger Sicherheit voraussagen.
Der Zeitraum von 1973 bis heute bietet sich als sinnvoller Betrachtungszeitraum für die Bewertung der Gold-Silber Ratio an. Im Jahr 1971 gaben die USA die Goldpreisbindung auf. 1973 wurden dann auch die Wechselkurse freigegeben. Das System, in dem Gold und Silber gehandelt werden, hat sich nach diesen gravierenden Einschnitten nicht mehr grundlegend verändert.
Das absolute Tief in diesem Betrachtungszeitraum wurde im Jahr 1980 mit einer Gold-Silber-Ratio von 14,9 markiert. Das zweite markante, allerdings deutlich höhere Tief erreichte die Ratio im Jahr 2011 mit einem Wert von 31,5. Ein langjähriges Hoch wurde im Jahr 1991 erreicht, als die Ratio mit einem Wert von 100,7 erstmals die Marke von 100 überschritt. Das bisherige Allzeithoch von 123,2 datiert vom März 2020.
In der Antike und dem Mittelalter lag die Gold-Silber-Ratio selten unter 7 oder über 12. Im römischen Reich zur Zeit von Julius Cäsar war Silber zum Beispiel 7,5-mal so viel Wert wie Gold, im mittelalterlichen England 11-mal so viel und in Deutschland um das Jahr 1500 etwa 10-mal so viel.
Im 16. bis zur Mitte des 19. Jahrhunderts lag die Gold-Silber-Ratio dann zwischen 10 und 20. Der Anstieg gegenüber den vergangenen Jahrhunderten erklärt sich unter anderem durch die gewaltigen Mengen an Silber, die aus den spanischen Kolonien nach Europa gelangten. Bei der Einführung des US-Dollars – ursprünglich eine Silbermünze – wurde das Wertverhältnis von Gold und Silber im Mint Act of 1792 auf 1:15 festgesetzt.
Im Laufe der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts kam es dann infolge des von Großbritannien ausgehenden Goldstandards zu einem rasanten Anstieg, der bis zu einem Hoch von 75 im Jahr 1932 führte. Nach dem Ende des Goldstandards 1933 folgte nach einem vorübergehenden starken Rückgang bald die nächste Welle.
In den Wirren des 2. Weltkriegs war Gold trotz seines Verlustes als Basis für die Währung sehr stark gefragt. Im Jahr 1940 erreichte die Gold-Silber-Ratio den Wert von 100. In der Zeit des Bretton-Woods Systems von 1944 bis 1971 war der Goldpreis auf 35 Dollar je Feinunze festgesetzt, während der Silberpreis veränderlich blieb. In dieser Zeit sank die Gold-Silber-Ratio kontinuierlich bis auf einen Wert von 17,19.
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